Nachruf Walter Bosshard
Wir nehmen Abschied
Seit 34 Jahren kannte ich Walti. Unsere Sportbegeisterung hat uns zusammengebracht und zu Freunden gemacht. Ich freue mich, im Namen der Stiftung EM SB 89 mit ein paar Worten zum Gedenken an Walti an dieser Stelle sein Wirken zu würdigen.

Walti und sein grossartiges OK führten die EM SB 89 zu einem sportlichen und finanziellen Erfolg. Turnvereine aus dem ganzen Kanton Zürich unterstützten das OK. Mit dem VC Gippingen konnte ein Partner für die Velorennen auf der Strasse gewonnen werden (übrigens der Startschuss für viele Rennen für Behinderte im Argauer Radmeka). Mit dem Holcim-Gran-Fondo ist heute noch ein Anlass mit den Wurzeln von 1989 im Programm der Radsporttage Gippingen. An der EM SB 89 trugen die grossartigen Leistungen der vielen, begeisterten und begeisternden Teilnehmern:innen in den Disziplinen Leichtathletik, Schwimmen, Rad und Torball zu den sportlichen Erfolgen bei. Finanziell führte die Überzeugungskraft von Walti bei Gönnern und Sponsoren zum Vertrauen für seine Herzenssache. Schlussendlich ergab sich ein überraschend und in diesem Masse nicht erwartetes, positives Ergebnis. Der finanzielle Erfolg war die Basis zur Gründung unserer Stiftung. Walti hat die Stiftung 30 Jahre lang als Präsident geführt, mit Vreni als Sekretärin zur Seite (Übergabe an der 80. Sitzung vom 7. Februar 2019). Mit Rolf Zuberbühler fand er einen würdigen Nachfolger der die Geschicke der Stiftung im Sinne von Walti kompetent und mit Engagement weiterführt. Bis heute konnten unzählige Projekte von meist sehbehinderten Sportler:innen erfolgreich unterstützt werden.
Die Zusammenarbeit vor dem Anlass und die vielen Begegnungen während den Europameisterschaften mit sehbehinderten Menschen haben Walti tief berührt und eine Tür in eine andere Welt geöffnet. Walti war von den sportlichen Leistungen der Athlet:innen beeindruckt und begeistert. Er staunte, wie Menschen mit einer Sehbehinderung leben, arbeiten und sich in der Freizeit auch sportlich betätigen. Durch die vielen positiven Eindrücke hatte Walti von nun an immer ein offenes Ohr für den Blindensport und engagierte sich wo er konnte. Er ist zu einem Botschafter für den Behindertensport geworden. Dank seinen vielen Engagements bis zur Eidg. Sportkommission (ESK) fand er auch viel Gehör. Gerne erzählte er wo er konnte von seinen lustigen und spannenden Erlebnissen mit seinen blinden Kollegen.
Persönlich konnte ich als Disziplinenchef Torball durch die Mitarbeit in diesem professionellen OK enorm lernen und profitieren. Ich lernte, welche Grundlagen für eine erfolgreiche Organisation von Sportanlässen notwendig sind. Ich lernte, wie Sitzungen vorbereitet und geführt werden. Mit dem Gelernten organisierte ich, oft mit Walti im Hintergrund, viele nationale und internationale Torball-Meisterschaften. Walti hatte sich immer Zeit und Mühe genommen, um meine Projekte zu begleiten. Dabei spielte sein TV Bülach eine wichtige Rolle. Er konnte seine Turnkammeraden vom Torballsport begeistern. In den 90igerjahren organisierte der TV Bülach nebst den Schweizer Jugendmeisterschaften 1998 auch den 1. Torball-Weltcup.
Mit den Int. Torballturnieren Zürich (ITTZ) organisierte ich mit Walti und weiteren Freunden aus dem OK EM SB 89 ab 1990 16 int. Turniere in Zürich und Adliswil. 2005 zogen wir uns aus dem OK der ITTZ zurück und konnten die Geschicke des Anlasses anderen Personen übergeben.
Es führte zu weit, wenn ich noch alle Projekte erwähnen würde, welche wir gemeinsam organisierten und durchführten. Sei es mit repräsentativen Auftritten im sportlichen Rahmen in Gippingen, Glarus oder Kreuzlingen. Sei es im privaten Rahmen in seinem geliebten Lötschental beim Skifahren oder Gleitschirmfliegen.
«Lieber Walti, ich bin dir für alles dankbar, was ich von dir lernen konnte und mit dir erleben durfte. Ich konnte vieles weitergeben und setze mich in deinem Sinne für den Sport für Sehbehinderte ein. Die Schweizer Behindertensportfamilie ist durch dein Tun und Wirken näher zusammengerückt. Ich weiss aber auch, dass du durch die Begegnungen mit Menschen mit Beeinträchtigungen viel zurückbekommen hast. Wenn ich dir danke, möchte ich aber unbedingt deine liebe Frau Vreni, deine Kinder und ihre Partner sowie deine Enkel, welche du über alles geliebt hast, in den Dank miteinbeziehen. Diese hatten dich stets zuverlässig und treu mit unglaublichem Engagement unterstützt. Sie waren ein Teil deiner Person, deines Erfolgs und vor allem deiner Energie. Lieber Walti, vielen Dank für alles, wir werden dich niemals vergessen!“
Glarus im Dezember 2022
Fritz Bolliger